Definition, Bedeutung

Ausschnitthaftigkeit bedeutet, dass nicht mehr wie im traditionellen Roman eine Geschichte kontinuierlich erzählt wird, so dass alle Stationen (zumindest alle entscheidenden) dargestellt werden, sondern dass aus der "Geschichte" eben nur mehr Ausschnitte erzählt werden, teilweise auch wichtige Episoden vom Leser nur erahnt werden können, weil sich beispielsweise der Charakter oder die Einstellung des Protagonisten geändert hat.

Der Begriff Ausschnitthaftigkeit beschreibt in der Kunst die Darstellung eines Ausschnitts oder eines Teils eines größeren Ganzen. Im Gegensatz zur vollständigen Darstellung des Objekts, ist hier nur ein Teil davon dargestellt. Die Betrachtung des Kunstwerks soll somit nicht auf das gesamte Objekt, sondern auf den dargestellten Ausschnitt gelenkt werden. Die Ausschnitthaftigkeit kann dabei bewusst eingesetzt werden, um den Blick des Betrachters auf bestimmte Details oder Aspekte zu lenken, die in einer vollständigen Darstellung möglicherweise untergegangen wären.

In der Malerei und Zeichnung kann die Ausschnitthaftigkeit zum Beispiel durch die Wahl des Bildausschnitts oder die Verwendung von extremen Bildformaten erzielt werden. Ein weiteres Mittel ist die Anwendung einer ungewöhnlichen Perspektive, bei der nur ein Teil des Objekts zu sehen ist. Auch in der Fotografie ist die Ausschnitthaftigkeit ein wichtiges Gestaltungsmittel, um einen Fokus auf bestimmte Details zu legen. Hierbei kann die Wahl des Bildausschnitts oder die Verwendung von verschiedenen Objektiven eine Rolle spielen.

Die Ausschnitthaftigkeit kann auch in anderen Bereichen der Kunst angewendet werden, wie zum Beispiel in der Literatur oder im Film. Hier wird sie oft genutzt, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Szenen oder Ereignisse zu lenken. In der Literatur kann sie beispielsweise durch die Verwendung von Ellipsen oder Rückblenden erreicht werden. Im Film kann die Ausschnitthaftigkeit durch den Einsatz von Nahaufnahmen oder durch die Wahl eines ungewöhnlichen Kamerawinkels erzielt werden.

In der Kunstgeschichte ist die Ausschnitthaftigkeit seit langem ein bekanntes Gestaltungsmittel. In der Renaissance wurde sie von Künstlern wie Leonardo da Vinci und Michelangelo eingesetzt, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Details zu lenken. Im Impressionismus und Expressionismus spielte die Ausschnitthaftigkeit eine wichtige Rolle, um eine emotionale Wirkung zu erzielen.

In der modernen Kunst hat die Ausschnitthaftigkeit durch die Verwendung von abstrakten Formen und ungewöhnlichen Perspektiven noch an Bedeutung gewonnen. So kann sie zum Beispiel dazu genutzt werden, um den Betrachter auf eine abstrakte Form oder Farbkombination zu fokussieren.

In der Psychologie kann der Begriff "Ausschnitthaftigkeit" ebenfalls verwendet werden, um eine eingeschränkte oder verzerrte Wahrnehmung zu beschreiben. In diesem Kontext bezieht sich die Ausschnitthaftigkeit auf die Tendenz des Gehirns, Informationen aus der Umgebung selektiv zu verarbeiten und dabei bestimmte Aspekte auszublenden oder zu verzerrt darzustellen.

Beispielsweise kann sich dies bei der Wahrnehmung von Emotionen in Gesichtern zeigen, wo eine Person aufgrund der Ausschnitthaftigkeit nur bestimmte Merkmale wie den Mund oder die Augen einer Person betrachtet und daraus Schlüsse zieht, ohne das Gesamtbild des Gesichts zu berücksichtigen. Dies kann zu einer eingeschränkten und fehlerhaften Wahrnehmung von Emotionen führen.

Auch bei der Informationsverarbeitung im Allgemeinen kann die Ausschnitthaftigkeit eine Rolle spielen. Menschen neigen dazu, nur bestimmte Informationen zu beachten und andere zu ignorieren, je nachdem, was für sie relevant oder bedeutsam erscheint. Diese selektive Wahrnehmung kann jedoch zu Verzerrungen führen und zu einer eingeschränkten Sichtweise auf eine Situation oder ein Problem führen.

In der psychoanalytischen Theorie kann die Ausschnitthaftigkeit auch im Zusammenhang mit der Abwehrmechanismen stehen. Eine Person kann sich beispielsweise auf bestimmte Aspekte ihrer Umgebung oder ihres Selbst konzentrieren, um unangenehme oder bedrohliche Gedanken und Emotionen auszublenden oder zu minimieren.

Schreibweise

Die richtige Schreibweise ist: Ausschnitthaftigkeit

Wortart

Ausschnitthaftigkeit ist ein Substantiv, Nomen (Hauptwort).

Herkunft, Abstammung

Ausschnitthaftigkeit stammt vom deutschen Wort "Ausschnitt" ab und bedeutet die Eigenschaft, einen Teil eines Ganzen zu betrachten.

Verwendung

Wie wird das Wort 'Ausschnitthaftigkeit' verwendet?

"Die Ausschnitthaftigkeit der Ergebnisse lässt sich nicht leugnen, denn sie sind nur ein kleiner Teil der Gesamtheit der Daten, die wir für unsere Untersuchungen benötigen, um ein vollständiges Bild zu erhalten."

Silbentrennung

Die Silben von dem Wort 'Ausschnitthaftigkeit' trennt man wie folgt:

• Aus|schnit|thaf|tig|keit