Mobbing

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Mobbing

Definition, Bedeutung

Mobbing (vom Englischen mob: "Meute, Gesindel, Pöbel, Bande" und to mob: "anpöbeln, angreifen, über jemanden herfallen") ist Schikane, Intrige und Psychoterror in Organisationen, insbesondere am Arbeitsplatz und in Schulen. Die Bedeutung des Begriffs "Mobbing" hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Mobbing am Arbeitsplatz betrifft einen großen Teil der erwerbstätigen Bevölkerung in unserer Gesellschaft. Auch Mobbing in der Schule wird als ernsthaftes Problem wahrgenommen. Die Folgen von Mobbing am Arbeitsplatz betreffen nicht nur die Opfer, sondern richten auch ökonomischen Schaden auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene an. Praktiker und Sozialforscher schlagen verschiedene Maßnahmen vor, um das Problem Mobbing am Arbeitsplatz einzudämmen.

Begriffsgeschichte

Der Begriff wurde 1963 vom Verhaltensforscher Konrad Lorenz geprägt. Er bezeichnete damit Gruppenangriffe von unterlegenen Tieren auf einen überlegenen Gegner - dort von Gänsen auf einen Fuchs. Der schwedische Arzt Peter-Paul Heinemann verwendete 1969 den Begriff für das Phänomen, dass Gruppen eine sich von der Norm abweichend verhaltende Person attackieren.

Bekannt in der heutigen Bedeutung wurde der Begriff durch den schwedischen Arzt und Psychologen Heinz Leymann. Dieser sprach von "Mobbing" in Bezug auf das Arbeitsleben. Seine Forschungen über direkte und indirekte Angriffe in der Arbeitswelt begannen gegen Ende der siebziger Jahre. Anfang der neunziger Jahre veröffentlichte er seine erste Arbeit, die die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfasste. Leymanns Berichte weckten zunächst nur Interesse in den nordeuropäischen Staaten und, mit zeitlicher Verzögerung, auch im mitteleuropäischen Raum. Durch Veröffentlichungen, eindringliche Fallschilderungen, öffentliche Diskussionen und Seminare von Unternehmensberatern und durch die Aufnahme der Thematik durch Gewerkschaften, Arbeitgeber und andere Verbände, sowie in der Medizin, wurde das Thema Mobbing zunehmend in der breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Anders als in den skandinavischen Ländern und im deutschsprachigen Raum wird in englischsprachigen Ländern üblicherweise der Begriff "bullying" verwendet.

Definition

Alltagssprachlich ausgedrückt bedeutet Mobbing, dass jemand zumeist am Arbeitsplatz - aber auch in anderen Organisationen - fortgesetzt geärgert und schikaniert wird. Verschiedene Wissenschaftler und Autoren verwenden meistens unterschiedliche Definitionen. Eine allgemein anerkannte Definition gibt es nicht. Die meisten Forscher betonen folgende Gesichtspunkte:

  • Verhaltensmuster:Mobbing bezieht sich auf ein Verhaltensmuster und nicht auf eine einzelne Handlung. Die Handlungsweisen sind systematisch, d. h. sie wiederholen sich beständig.
  • Negative Handlungen:Mobbingverhalten kann verbal (z. B. Beschimpfung), nonverbal (z. B. Vorenthalten von Informationen) oder physisch (z. B. Verprügeln) sein. Solche Handlungen gelten üblicherweise als feindselig, aggressiv, destruktiv und unethisch.
  • Ungleiche Machtverhältnisse:Die Beteiligten haben unterschiedliche Einflussmöglichkeiten auf die jeweilige Situation. Jemand ist jemand anderem unterlegen bzw. überlegen.
  • Opfer: Im Handlungsverlauf kristallisiert sich ein Opfer heraus. Aufgrund der ungleichen Machtverteilung hat es Schwierigkeiten, sich zu verteidigen.

Andere Kriterien werden teilweise unausgesprochen vorausgesetzt oder sind umstritten. Manche Mobbingexperten legen den Fokus auf die seelischen und körperlichen Folgeerkrankungen (z. B. posttraumatischen Belastungsstörungen). Es wird eine Debatte geführt, ob Mobbing von den Betroffenen in jedem Fall wahrgenommen wird. Uneinigkeit herrscht auch darüber, ob der vermeintliche "Mobber" stets bewusst handelt.

Manche Mobbingforscher gehen davon aus, dass Mobbing unterschwellig und subtil sein muss. Insbesondere im deutschsprachigen Raum ist diese Auffassung häufig vertreten. In Großbritannien und Irland, wo man zumeist von "bullying" spricht, ist diese Ansicht nicht so verbreitet. Dort wird z. B. auch tyrannisches Verhalten von Vorgesetzten als Mobbing bezeichnet. Einige Autoren unterscheiden deshalb zwischen "Bullying" und "Mobbing". Mobbing in der Schule, das grundsätzlich weniger subtil ist, wird deshalb im Deutschen öfters als "Bullying" bezeichnet.

Obwohl der Begriff "Mobbing" von seiner sprachlichen Herkunft (vgl. Mob (Wiktionary)) her ein Verhalten mehrerer gegen einen beschreibt, herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, dass auch ein einzelner Mensch andere mobben kann.

Die Auffassung, dass Mobbing in Organisationen stattfinden muss, ist abgesehen vom Sonderfall des "Stalkings" unumstritten. Systematische Schikanen in nichtöffentlichen Beziehungen wie der Familie oder in Liebesbeziehungen werden grundsätzlich nicht als Mobbing bezeichnet. Ein Sonderfall ist das systematische Tyrannisieren und Verfolgen durch eine früher nahestehende, manchmal aber auch gänzlich unbekannte Person, das sogenannte Stalking. Manche meinen, dass es sich dabei um Mobbing handelt. Nach konservativer Ansicht fällt Stalking nicht unter den Begriff Mobbing.

Spannungsgeladene Situationen am Arbeitsplatz, wie etwa ein böses Wort aus Verärgerung, ein Streit zwischen Kollegen oder sich gegenseitiges Überbieten, um dem Chef zu beeindrucken, stellen noch lange kein Mobbing dar. Spannungen und Konflikte dieser Art sind alltäglich.

In empirischen Untersuchungen ist die Operationalisierung von Mobbing notwendig. Diese Operationalisierungen leiten sich zumeist von einer Definition ab.

Wegen der bislang unbefriedigenden Begriffsbestimmung versuchten die Autoren Martin Wolmerath und Axel Esser, eine Definition zu entwickeln, die zum einen den betrieblichen Bedürfnissen gerecht wird, zum anderen korrigierender Interpretationen nicht bedarf. Quelle: Wolmerath/Esser,AiB 2000, S. 388=PersR 2000, S447 lautet wie folgt:

Mobbing ist ein Geschehensprozess in der Arbeitswelt, in dem destruktive Handlungen unterschiedlicher Art wiederholt und über einen längeren Zeitraum gegen einzelne vorgenommen werden, welche von den Betroffenen als eine Beeinträchtigung und Verletzung ihrer Person empfunden werden. und dessen ungebremster Verlauf für die Betroffenen grundsätzlich dazu führt, dass ihre physische und psychische Befindlichkeit und Gesundheit zunehmend Beeinträchtigt werden, ihre Isolation und Ausgrenzung am Arbeitsplatz zunehmen, dagegen die Chancen auf eine zufriedenstellende Lösung schwinden und der regelmäßig im Verlust ihres bisherigen beruflichen Wirkbereichs endet.

Anzeige

Silbentrennung

Die Silben von dem Wort 'Mobbing' trennt man wie folgt:

  • Mob|bing
(Definition ergänzt von Maren am 01.04.2019)
Sie finden weitere Ergebnisse im Bereich: Synonyme

Anzeige

Anzeige

Anzeige