totalitarismus

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totalitarismus

Definition, Bedeutung

Totalitarismus bezeichnet in der Politikwissenschaft eine diktatorische Form von Herrschaft, die im Unterschied zu einer autoritären Diktatur, in alle sozialen Verhältnisse hinein zu wirken strebt, oft verbunden mit dem Anspruch, einen "neuen Menschen" gemäß einer bestimmten Ideologie zu formen. Während eine autoritäre Diktatur den Status quo aufrechtzuerhalten sucht, fordert eine totalitäre Diktatur von den Beherrschten eine äußerst aktive Beteiligung am Staatsleben sowie dessen Weiterentwicklung in eine Richtung, die durch die jeweilige Ideologie angewiesen wird. Typisch sind somit die dauerhafte Mobilisierung in Massenorganisationen und die Ausgrenzung bzw. die moralische oder physische Vernichtung derer, die sich den totalen Herrschaftsansprüchen tatsächlich oder möglicherweise widersetzen.
Politisches Gegenmodell zum Totalitarismus ist der demokratische Rechtsstaat mit durch Gewaltenteilung und Verfassung gewährleisteter Freiheit eines jeden Staatsbürgers.

Der Begriff wurde 1923 von dem italienischen Liberalen Giovanni Amendola geprägt. Er bezeichnete das vom damaligen Diktator Italiens Benito Mussolini geschaffene Herrschaftssystem des Faschismus als totalitäres System ("sistema totalitario"). Während die Antifaschisten damit vor einer absoluten und unkontrollierbaren Herrschaft warnen wollten, wurde der Begriff von den Faschisten selbst übernommen und in ihrem Sinne positiv belegt. In Deutschland sprach der rechtskonservative Staatsrechtler Carl Schmitt bejahend von einem "totalen Staat", der die Vereinigung von Staat, Gesellschaft, Kultur und Religion bringen würde und dem die Zukunft gehöre; und Ernst Forsthoff veröffentlichte eine gleichnamige Monographie.

Der Begriff fand Eingang in die allgemeine innenpolitische Auseinandersetzung Italiens. Die katholische Volkspartei Italiens etwa stellte unter Verwendung des Begriffs die Lager der Faschisten und Kommunisten gleich, da beide die parlamentarische Demokratie ablehnten. Franz Borkenau stellte 1940 in seinem Werk The Totalitarian Enemy eine frühe Totalitarismuskonzeption mittels des Vergleichs von Nationalsozialismus und Bolschewismus vor.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff ausschließlich mit negativer Bedeutung verwandt. Unterschiedliche Publizisten verglichen Nationalsozialismus und Stalinismus und bezeichneten beide als totalitäre Regimes. Andere lehnten die Verwendung des Wortes Totalitarismus ohne tiefere Reflexion als Ausdruck des Kalten Krieges ab.

Einer der bekanntesten Kritiker des Totalitarismus war der Schriftsteller George Orwell, der schon im Jahre 1948 in seinem Roman 1984 spätere Erkenntnisse anderer Publizisten auf fiktiver Ebene vorwegnahm. Die meistrezipierten Theoretiker des Totalitarismus sind Hannah Arendt, Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski. Diese Autoren gelangen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Einige Wissenschaftler vertreten nach der Jahrtausendwende die These, dass beispielsweise islamistische Systeme und Bewegungen die gegenwärtige Erscheinungsform totalitärer Herrschaftsansprüche darstellen oder darstellen könnten.

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Silbentrennung

Die Silben von dem Wort 'totalitarismus' trennt man wie folgt:

  • To|ta|li|ta|ris|mus
(Definition ergänzt von Maren am 22.02.2019)
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