Zunft

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Zunft

  • Definition, Bedeutung

    • Das ist selbstverständlich / unbestritten! Gewiss! Zweifellos! 
  • Eine Zunft – von althochdeutsch zumft „zu ziemen“ – bezeichnet eine ständische Körperschaft von Handwerkern, die im Mittelalter zur Wahrung gemeinsameIn den Quellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit wird der Zusammenschluss von Handwerkern neben dem heute gängigen Begriff Zunft auch als Gilde, Gaffel, Bruderschaft, Amt, Einung oder Innung bezeichnet.

    Heute benennt die wissenschaftssprachliche Übereinkunft in Deutschland den Zusammenschluss von Handwerkern als Zunft und den Zusammenschluss von Kaufmännern seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit als Gilde. Wohingegen in England mit guild beides bezeichnet wird.

    Die Anfänge sind im Hochmittelalter als zahlreiche neue Städte gegründet wurden (Stadtgründungsphase) und die Handwerkszweige in den Städten sich stark spezialisierten. Urkundlich ist als erste Zunft die der Weber in Mainz bekannt. In den meisten deutschen Städten lag die Macht anfänglich nur in den Händen des städtischen Adels und der Ministerialen der Klöster, Bischöfe und Hochadligen. Später konnten sich auch die Fernkaufleute gewisse Rechte und politischen Einfluss erkämpfen. Die Vereinigung von Handwerkern zu Zünften, das heißt ihre Organisation innerhalb der Stadt, war während dieser Zeit oft stark eingeschränkt oder gar verboten. Ein Zusammenschluss einer Gruppe von Menschen oder eine „Verschwörung“, wie man das zeitgenössisch nannte, bedeutete in einer mittelalterlichen Stadt fast automatisch politische Einflussnahme. Die Gründung der Zünfte war deshalb in den meisten Städten mit einer so genannten „Zunftrevolution“ oder einem politischen Umschwung verbunden. In manchen Städten im Deutschen Reich gelang es den in den Zünften organisierten Handwerkern sogar, die politische Macht ganz oder teilweise zu erobern. In den Freien Reichsstädten galten häufig Zunftverfassungen, die mit Großem und Kleinem Rat, sowie dem Bürgermeister die Angelegenheiten der Stadt demokratisch regelten. So fanden in Pfullendorf jedes Jahr Wahlen statt. Diese Verfassung hatte Modellcharakter für viele Städte und galt in Pfullendorf von 1383 bis 1803. Auch Zürich hatte bis 1798 eine „Zunftverfassung“. Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit verschwanden jedoch die meisten Zunftrepubliken unter dem Druck der Landesfürsten wieder und der politische Einfluss der Zünfte wurde wieder eingeschränkt oder ganz auf die Wirtschaft reduziert.

    Innere Erstarrung verbunden mit der Aufhebung der Zunftverfassung und der Einführung der Handels- und Gewerbefreiheit nach der französischen Revolution leitete das Ende der Zünfte ein. Mit dem Aufkommen von Manufakturen und der vorindustriellen Massenproduktion verloren die Zünfte zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Der Zunftzwang und die wirtschaftliche Macht der Zünfte wurde deshalb stark eingeschränkt oder ganz aufgehoben. In der Schweiz war die Beseitigung der Macht der Zünfte in den Stadtkantonen mit der erzwungenen politischen und wirtschaftlichen Gleichberechtigung der Landbevölkerung mit der Stadtbevölkerung um 1830 verbunden. Die modernen Nachfolger der Zünfte sind die Handwerkerinnungen. Mancherorts bestehen Zünfte noch als Handwerkervereinigungen mit reduzierten Aufgaben, folkloristische oder gesellschaftliche Vereine, z. B. in Zürich fort. Durch die Einführung der Gewerbefreiheit in den verschiedenen deutschen Gebieten, wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts die Zünfte abgeschafft.

    Gegen die Macht der Meister innerhalb der Zünfte bildeten die Gesellen ab dem Spätmittelalter eigene Gesellenvereinigungen.

    Kultur

    Aufgrund der engen Gemeinschaft bildeten sich eine gemeinsame Kultur und feste rituelle Handlungen heraus: Die Zunftversammlungen wurden in der Zunftstube vom Obermeister durch das Öffnen der Zunftlade, in dem sich die Zunftstatuten befanden, eröffnet. Im Spätmittelalter gründeten die Zünfte Singschulen, an denen schließlich der Meistergesang ausgebildet wurde.

    Kodex

    Für Zunftmitglieder galt ein Ehrenkodex. Bei Verstößen gegen diesen Kodex, dem unzünftigem Verhalten, konnte man die Mitgliedschaft verlieren. Als äußeres Zeichen des Ausschlusses wurde häufig ein zur Zunfttracht gehörender Ohrring – welcher als Entgelt für den Bestatter diente – aus dem Ohrläppchen gerissen. Das hierdurch entstehende Schlitzohr wurde sprichwörtlich zur Bezeichnung für listige, durchtriebene Menschen.r Interessen entstand und bis ins 19. Jahrhundert existierte. In den Zünften wurden die Regeln der jeweiligen Handwerksberufe aufgestellt und überwacht, beispielsweise Ausbildungsregeln, Arbeitszeiten, Produktqualität und Preise. Neben dieser wirtschaftlichen Funktion nahmen die Zünfte auch noch religiöse, soziale, kulturelle und militärische Aufgaben wahr. Alle Handwerker des Mittelalters mussten zur Berufsausübung in der Stadt Mitglied ihrer Zunft sein. Zünfte hatten ihren Sitz in größeren Orten oder dort, wo eine bestimmte Berufsgruppe besonders häufig anzutreffen war. Jede Zunft hatte ein Zunfthaus oder eine Zunftstube in der einmal im Jahr ein Zunftmahl stattfand.

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Silbentrennung

Die Silben von dem Wort 'Zunft' trennt man wie folgt:

  • Zunft

Beispielsätze mit dem Begriff 'Zunft'

  • Merkwürdig ist es, daß keine eigene Zunft der Eisenarbeiter erscheint.Quelle: Charles Dickens - Londoner Skizzen - Sketches by Boz
  • Noch weiter gingen die Württemberger Weber, indem sie die Anstellung weiblicher Lehrlinge, selbst der Meisterstöchter überhaupt untersagten, und die Färber, die alle Frauen aus der Zunft ausschlossen.Quelle: Die Frauenfrage: ihre geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Seite
  • Zwei oder drei Burschen in weiten, groben Beinkleidern und Guernseyhemden treffen die erforderlichen Vorkehrungen, kurze Stationen machend, indem sie jetzt mit einem Paar Ruder und einem Kissen im Yard herunterkommen, dann ein paar Worte mit dem »Jack« plaudern, der gleich seiner ganzen Zunft vollkommen unfähig zu sein scheint, etwas anderes zu tun, als umherzulungern, dann wieder fortgehen und mit einem Ruder und einem Fußstocke zurückkehren, dann sich abermals durch ein kleines Geplauder erquicken und sich endlich, die Hände in die geräumigen Taschen gesenkt, hinstellen und sagen, daß sie doch wissen möchten, »wo die Herrschaften wohl bleiben dürften, die die sechs bestellt haben«.Quelle: Römische Geschichte, erstes Buch - Theodor Mommsen

(Definition ergänzt von Cedric am 21.02.2019)

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