Dirne

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Dirne

Definition, Bedeutung

Dirne ist im modernen, deutschen Sprachgebrauch eine Bezeichnung für Prostituierte.

Bereits im Mittelalter existierten unterschiedliche Wortbedeutungen nebeneinander : einerseits die ursprüngliche und allgemeine von „Jungfrau,(junges) heiratsfähiges Mädchen, unverheiratete Frau“, ohne Ansehung des Standes, zum anderen die engeren Bedeutungen „Magd, Dienerin, Leibeigene“ speziell für eine weibliche Person niederen Standes, die dann seit dem 13. Jahrhundert zuweilen auch besonders unter dem Gesichtspunkt ihrer sexuellen Verfügbarkeit thematisiert wird , aber erst seit dem 15. Jahrhundert auch in Verbindung mit dem Thema der erwerbsmäßigen Prostitution erscheint. Die neutrale oder nur ständisch abwertende Verwendungsweise hielt sich neben der Bedeutungsverengung auf „Prostituierte“ bis etwa ins 18. Jahrhundert, heute ist die neutrale Bedeutung „Mädchen" nur noch mundartlich etabliert.


Etymologie und Bedeutungswandel

Das althochdeutsche Wort diorna wird zurückgeführt auf ein erschlossenes germanisches þewerno („Jungfrau“) und erscheint in den althochdeutschen Glossen als Übertragung für virgo (Jungfrau), puella (Mädchen), adolescentula (Heranwachsende) und puerpera (Gebärerin, Mutter), aber auch schon für dulia (Dienerin oder Leibeigene), famula (Dienerin) und ancilla (Magd) .

Im Mittelhochdeutschen und Frühneuhochdeutschen behält di(e)rne sowohl die allgemeinere als auch die ständisch auf „Dienerin, Magd, Leibeigene“ verengte Bedeutung bei, wobei innerhalb der letzteren im 14. Jahrhundert die Dirne gelegentlich auch als unbezahlte Dienstkraft und demnach wohl Leibeigene (die umme sust dinet oder ûffe genâde / „die umsonst dient oder um der Gnade willen“) von der „um Lohn und Verpflegung“ dienenden Magd (di umme lôn dinet und umme kost) unterschieden wird .

Die in der Wertung und ständischen Zuordnung neutrale Verwendungsweise zeigt sich etwa in Zusammenstellungen mit „stolz“ (stolze diern), in der Bezeichnung einer Königstochter als dirne und in einigen Bezeichnungen der Jungfrau und Gottesmutter Maria oder anderer Heiliger als Dirne , wobei in solchen Fällen in der religiösen Literatur aber zu beachten ist, dass häufig speziell die Demutsformel von der ancilla Dei („Magd Gottes“) und damit die ständisch herabsetzende Bedeutung im Hintergrund steht.

Seit dem 13. Jahrhundert findet sich das Wort auch bereits als Bezeichnung für die junge Frau niederen Standes, die speziell unter dem Gesichtspunkt ihrer sexuellen Verfügbarkeit thematisiert wird, indem sie etwa mit dem kneht das heimliche Beilager teilt (Steinmar), als Wirtstochter von einem durchreisenden König geschwängert wird (Altes Passional) oder als Magd dem Hausherrn in allen Dingen gern zu willen ist (Fastnachtspiel). . Mit dem spätmittelalterlichen Aufkommen von städtischen Bordellen erscheint das Wort dann seit 1476 auch in der Beziehung auf die gewerbsmäßige Prostituierte (eine dirne uß dem frauwenhuse“) . Eine gegenüber der Einengung auf die ständisch herabsetzende Bedeutung nochmalige Bedeutungsverengung im Sinne von Prostituierte ist damit zwar noch nicht notwendig gegeben, da der Prostitution naheliegenderweise unverheiratete Frauen niederen Standes nachgehen und diese somit auch noch im älteren Sinne als Dirnen bezeichnet sein können. Die nochmalige Bedeutungsverengung bekundet sich dann aber seit dem 16. Jahrhundert in Wörterbucheinträgen, die das Wort zu Metze und lat. meretrix (Hure) stellen.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb das Wort zusätzlich auch in den beiden mittelalterlichen Bedeutungen in Gebrauch, schon Johann Christoph Adelung charakterisiert jedoch die Verwendung „in edlem Verstande“ (für unverheiratete Frauen auch hohen Standes oder für „Nonnen“ und die Jungfrau Maria) bereits als „im Hochdeutschen beynahe veraltet“ und schreibt die ständisch eingeschränkte (ledige Frau geringen Standes, Magd) nur noch dem Deutschen „in Niedersachsen“ zu .

Heute wird das Wort nur noch mundartlich in der neutralen Bedeutung „Mädchen“ verwendet, so im Südosten Deutschlands und in Österreich in der bairischen Form Dirn bzw. Dian (Verkleinerungsformen Dirndl, Diandl) und im Norden Deutschlands in der niederdeutschen Form Deern.0.

Theodor Fontane, der im niederdeutschen Gebiet von Neuruppin geboren wurde und aufwuchs, läßt in seiner berühmten Ballade Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland (1889) den Herrn von Ribbeck teils Niederdeutsch, teils Hochdeutsch sprechen -- letzteres aus sprachgeographischer Sicht angemessener, da Ribbeck südlich der das Havelland durchtrennenden niederdeutschen Sprachgrenze liegt -- und verwendet dabei dann in den eigentlich niederdeutsch gemeinten Versen die Anrede lütt Dirn, in der lütt tatsächlich niederdeutsch, Dirn hingegen ebenso wie das Reimwort Birn (Lütt Dirn, / kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn) hochdeutsch ist: die Einbettung dieser hochdeutschen Formen ist vermutlich dem Reim geschuldet, da niederdeutsch Deern - Beer keinen Reim ergeben hätte 1.

Im Standarddeutschen und anderen Dialekten wird das Wort heute ausschließlich noch in der Bedeutung „Prostituierte“ gebraucht, sofern es nicht auch in dieser Bedeutung mittlerweile als veraltet empfunden wird und durch Nutte, Hure oder einfach nur Prostituierte verdrängt worden ist.

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Silbentrennung

Die Silben von dem Wort 'Dirne' trennt man wie folgt:

  • Dir|ne

Beispielsätze mit dem Begriff 'Dirne'

  • Die nämliche polymorphe, also infantile Anlage beutet dann die Dirne für ihre Berufstätigkeit aus, und bei der riesigen Anzahl der prostituierten Frauen und solcher, denen man die Eignung zur Prostitution zusprechen muß, obwohl sie dem Berufe entgangen sind, wird es endgültig unmöglich, in der gleichmäßigen Anlage zu allen Perversionen nicht das allgemein Menschliche und Ursprüngliche zu erkennen.Quelle: Die Frauenfrage: ihre geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Seite
  • Jetzt erst wurde die Prostitution zum Gewerbe, das auch äußerlich durch genau vorgeschriebene Kleidung kenntlich gemacht wurde, jetzt erst haftete auf der Stirn der Dirne, die als "fahrendes Fräulein" doch noch die Freiheit gehabt hatte, sich durch reine Liebe über sich selbst zu erheben, das unauslöschliche Brandmal der Schande.Quelle: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie - Sigmund Freud
(Definition ergänzt von Angelie am 14.03.2019)
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