Emotivismus

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Emotivismus

Definition, Bedeutung

Als Emotivismus bezeichnet man eine non-kognitivistische metaethische Theorie, nach der moralische Urteile lediglich als Ausdruck unserer eigenen (emotionalen) Einstellungen zu verstehen sind, wobei deren gebietende Form als Mittel zur Beeinflussung der Einstellungen anderer im Sinne dieses Urteils gedeutet wird.

Angestoßen durch den wachsenden Einfluss der analytischen Philosophie und des logischen Positivismus im 20. Jahrhundert, wurde diese Theorie mit am deutlichsten von Alfred Jules Ayer in seinem 1936 erschienen Buch Language, Truth and Logic vertreten, um dann von Charles L. Stevenson in entscheidenden Hinsichten weiterentwickelt zu werden.

Der Emotivismus stützt sich auf die Erkenntnis, dass durch den Sprechakt nicht nur Information vermittelt wird, sondern auch Gefühle ausgedrückt und hervorgerufen werden. Er wurde angeregt vom Positivismus des Wiener Kreises und von Ludwig Wittgenstein.

Nach dieser Auffassung kann „gut“ deshalb nicht definiert werden, weil es sich dabei nur um einen Scheinbegriff handelt. Der Satz „Du hast unrecht getan, dass du das Geld gestohlen hast,“ unterscheidet sich von dem Satz „Du hast das Geld gestohlen“ nur durch die zusätzliche moralische Missbilligung, neben der dem Wort „stehlen“ impliziten, die ich in dieser Sprachhandlung zum Ausdruck bringe. Statt des Satzes „Geld wegnehmen ist unrecht“ könnte man ebenso gut sagen: „Geld stehlen!“ oder die Worte mit einem bestimmten tadelnden Ton aussprechen (Ayer).

Dabei ist zu beachten, dass nach der emotivistischen Theorie Werturteile keine Sätze sind, in denen (nicht mehr weiter analysierbare) Gefühle ausgedrückt werden oder deren Vorhandensein behauptet wird. Eine solche Aussage wäre ein Tatsachenurteil über einen zugrundeliegenden psychologischen Tatbestand (das Empfinden bestimmter Gefühle) und kein eigentliches Werturteil. Ein Werturteil ist vielmehr der Ausdruck eines Gefühls; es kann deshalb weder wahr noch falsch sein.

Die wichtigsten Argumente des Nonkognitivismus finden sich bereits bei David Hume. Seiner Ansicht nach können nur zwei Typen von Sätzen einen Wahrheitsanspruch erheben: Sätze, die eine Aussage über die Beziehung von Vorstellungen (ideas) enthalten und Sätze, die eine Aussage über den Bereich der Erfahrung machen. Bei den „Gegenständen“ der Moral, Affekten, Willensakten und Handlungen ist für Hume die Frage nach einer Übereinstimmung mit der Wirklichkeit sinnlos, Sätze darüber können nach Humes Gesetz nicht aus Faktensätzen gefolgert werden. Die Vernunft sei nicht in der Lage, den Willen zu motivieren oder sich einem Affekt zu widersetzen. Ihre Funktion erschöpfe sich darin, dass sie Mittel für die von den Affekten vorgegebenen Ziele sucht. Die Regeln der Moral sind nach Hume keine Folgerungen der Vernunft, sondern beruhen nur auf einem Gefühl:

Die Vernunft ist nur Sklave der Affekte und soll es sein; Sie darf niemals eine andere Funktion beanspruchen, als die, denselben zu dienen und zu gehorchen . Es läuft der Vernunft nicht zuwider, wenn ich lieber die Zerstörung der ganzen Welt will als einen Ritz an meinem Finger.

In der metaethischen Diskussion der Gegenwartsphilosophie wurde dieser Ansatz Humes wieder aufgegriffen. So unterscheidet Alfred Jules Ayer wie Hume zwei Klassen sinnvoller Aussagen oder Propositionen: analytische und empirische Propositionen. Moralische Sätze lassen sich für Ayer in keine dieser beiden Klassen einordnen. Sie dienen seiner Auffassung nach vielmehr dem Ausdruck von Gefühlen oder von Einstellungen des Sprechers und sollen bei anderen Gefühle hervorrufen, um so Handlungen auszulösen:

Das Vorhandensein eines ethischen Symbols in einer Proposition fügt ihrem tatsächlichen Inhalt nichts hinzu. Wenn ich daher zu jemand sage ‚Du tatest Unrecht, als du das Geld stahlst’, dann sage ich nicht mehr aus, als ob ich einfach gesagt hätte, ‚Du stahlst das Geld’. Indem ich hinzufüge, dass diese Handlung unrecht war, mache ich über sie keine weitere Aussage. Ich zeige damit nur meine moralische Missbilligung dieser Handlung. Es ist so, als ob ich ‚Du stahlst das Geld’ in einem besonderen Tonfall des Entsetzens oder unter Hinzufügung einiger besonderer Ausrufezeichen geschrieben hätte. Der Tonfall oder die Ausrufezeichen fügen der Bedeutung des Satzes nichts hinzu. Sie dienen nur dem Hinweis, dass sein Ausdruck von gewissen Gefühlen des Sprechers begleitet wird.

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(Definition ergänzt von Tabea am 20.03.2019)

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