Sprechakt

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Sprechakt

Definition, Bedeutung

Ein Sprechakt ist für Austin und später für Searle eine fundamentale Einheit der menschlichen Kommunikation. Nicht einzelne Wörter oder Sätze, sondern Sprechakte bilden demnach die Grundbestandteile der Kommunikation.

Während Austin die Unterteilung eines Sprechaktes in drei Teilakte vornimmt, unterscheidet Searle vier solcher Teilakte.

Nach Austin hat ein Sprechakt folgende Teilakte:

  • lokutionärer Akt (auch: lokutiver Akt) (das Hervorbringen von Äußerungen auf der artikulatorischen, syntaktischen und semantischen Ebene),
  • illokutionärer Akt (auch: illokutiver Akt) (der Vollzug einer Äußerung in ihrer kommunikativen Geltung z.B. als Frage, Bitte, Warnung, Empfehlung, Drohung etc.)
  • perlokutionärer Akt (auch: perlokutiver Akt) (das Erzielen der vom Sprecher beabsichtigten und beim Hörer auch tatsächlich eingetretenen Wirkung der Äußerung, z.B. überzeugen, umstimmen, verärgern, verunsichern, kränken, trösten, etc.).

Den lokutionären Akt untergliedert Austin in:

  • phonetischer Akt (phonetic act) (das Hervorbringen von sprachlichen Lauten, die zum Lautsystem einer bestimmten Sprache gehören)
  • phatischer Akt (das Hervorbringen von Äußerungen, die nach den Regeln der Grammatik einer bestimmten Sprache und unter Verwendung der Wörter (Lexeme) dieser Sprache gebildet sind) und
  • rhetischer Akt (das Hervorbringen von Äußerungen, die sowohl einen sinnvollen Bezug zur Welt ('reference') als auch Bedeutung ('sense') haben).

Die von Searle vorgeschlagenen Änderungen an der Konzeption der Teilakte betreffen hauptsächlich den rhetischen Akt. Searle spricht hier vom 'propositionalen Akt'. Er gliedert den propositionalen Akt aus dem lokutionären Akt Austins aus. Damit besteht ein Sprechakt bei Searle aus vier Teilakten:

  • dem Äußerungsakt ('utterance act') (Der Äußerungsakt entspricht dem phonetischen und phatischen Akt bei Austin, d.h. er besteht aus dem Hervorbringen von Äußerungen nach den Regeln der Phonologie und Grammatik einer Sprache.)
  • dem propositionalen Akt ('propositional act') (Der propositionale Akt besteht nach Searle wiederum aus zwei Teilakten, dem Referenzakt und dem Prädikationsakt. Mit dem Referenzakt bezieht sich der Sprecher auf bestimmte Objekte der Welt, z.B. mit dem Eigennamen 'Peter' auf die Person Peter. Mit dem Prädikationsakt ordnet der Sprecher dem Objekt, auf das er sich bezogen hat, eine Eigenschaft zu (z.B. 'ist mutig'). Bei den folgenden Sprechakten vollzieht der Sprecher den gleichen Propositionalen Akt: Peter ist mutig. Ist Peter mutig? Peter, sei mutig!. Man prädiziert und referiert also nicht nur bei Behauptungen sondern auch bei anderen illokutionären Akten.)
  • illokutionärer Akt (wie bei Austin)
  • perlokutionärer Akt (wie bei Austin).

Die einzelnen Teilakte werden bei einem Sprechakt gleichzeitig vollzogen. Sie sind durch die 'indem- Relation' miteinander verbunden. Beispiele:

a) Der Sprecher vollziehe den perlokutionären Akt, des Kränkens des Hörers, indem er den illokutionären Akt des Behauptens vollzieht, indem er den Äußerungsakt macht, d.h. sagt: "Du bist hässlich."

b) Der Sprecher vollziehe den perlokutionären Akt, des Verunsicherns des Hörers, indem er den illokutionären Akt der Frage vollzieht, indem der den Äußerungsakt macht, d.h. sagt: "Wann haben Sie das letzte Mal geduscht?"

c) Der Sprecher vollziehe den perlokutionären Akt, des den Hörer von etwas Abbringens, indem er den illokutionären Akt der Warnung vollzieht, indem der den Äußerungsakt macht, d.h. sagt: "Das ist zu gefährlich, was du da planst."

Zu unterscheiden ist nach Austin der perlokutionäre Akt vom perlokutionären Effekt. Der perlokutionäre Effekt ist die Wirkung, die eintritt, unabhängig davon, ob der Sprecher sie beabsichtigt, oder nicht. Der Sprecher kann bei einem Sprechakt z.B. beabsichtigt haben, dass der Hörer lacht. Der tatsächlich eingetretene Effekt ist aber, dass der Hörer sich ärgert. Der intendierte perlokutionäre Akt des Sprechers ist also gescheitert. Vom Vollzug eines perlokutionären Aktes kann man nur dann sprechen, wenn die vom Sprecher intendierte Absicht mit der tatsächlich eingetretenen Wirkung übereinstimmt.

Die Sprechakttheorie ist nicht nur eine Theorie des sprachlichen Handelns, sondern auch eine Theorie der Satzbedeutung. Zur Satzbedeutung einer Äußerung wie (1) gehört, die Bedeutungskomponente, dass (1) eine Frage ist, zur Bedeutung von (2), dass es sich um ein Verbot handelt.

  1. Wo ist denn hier der Bahnhof?
  2. Sie dürfen hier nicht rauchen.

In diesem Fall spricht man davon, dass die Äußerung eine bestimmte 'illokutionäre Rolle' oder 'Illokution' hat. Sprecher vollziehen illokutionäre Akte, Äußerungen haben 'illokutionäre Rollen' oder 'Illokutionen'. Die illokutionäre Rolle einer Äußerung erkennt man an den sog. Illokutionsindikatoren. Zu den Illokutionsindikatoren gehören:

Satzstellung: Peter raucht. vs. Raucht Peter?

Modalpartikeln: Kannst du schweigen? vs. Kannst du mal schweigen?

Sog. performative Verben: Ich bitte dich, mir zu helfen., Ich rate dir, den Job anzunehmen.

Intonation: Du kommst aus Braunschweig? (Satzstellung eines 'Aussagesatzes' mit ansteigender Intonation. Illokution: Frage.)

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Silbentrennung

Die Silben von dem Wort 'Sprechakt' trennt man wie folgt:

  • Sprech|akt
(Definition ergänzt von Christian am 23.04.2019)
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